
Mannheimer Morgen vom 15.01.2025, von Valerie Gerards
15. Jan. 2025
Mannheimer Künstler Frank Schulze stellt in Wallstadt aus
Mannheimer Künstler Frank Schulze stellt in Wallstadt aus
Der Mannheimer Frank Schulze ist mit seiner Premieren-Ausstellung „Land & Leute“ im Café Susa in Mannheim-Wallstadt zu sehen. Von der Resonanz ist er überrascht. Als Künstler an die Öffentlichkeit zu gehen, seine Werke zu zeigen und der Meinung eines Publikums preiszugeben, erfordert Mut. Der Mannheimer Frank Schulze malt schon sein Leben lang, doch veröffentlicht hat er nie etwas. Bis jetzt: Im Ruhestand hat er sein „künstlerisches Outing“, erstellt eine Website mit all seinen Werken und stellt im Café und Bistro Susa in der Mosbacher Straße in Wallstadt aus. Von der Resonanz ist er überrascht.
Schulze zeichnet und bastelt, beschäftigt sich mit Drucktechniken, malt selten auch großformatige Bilder. Oft hat er nur im Urlaub genügend Zeit, kreativ zu sein, dann entstehen aus Platzgründen die vielen kleineren Formate, die er aus außergewöhnlichen Materialien herstellt. Er hat er immer eine Flasche Holzleim dabei und verbindet unterschiedliche Werkstoffe zu Collagen. Er klebt Pilze, Teepapier, Strandgut, Obstnetze, Bäckertüten, Zigarettenstummel, malt ohne Farben mit Kaffee und Rost, verwendet ein Holzstück als Leinwand.
Mit 60 Bildern zur ersten Ausstellung
So entsteht über die Jahrzehnte eine beachtliche Sammlung - die niemand zu sehen bekommt. „Ich habe mich nicht getraut, weil ich mit kreativen Assen zusammengearbeitet habe“, erklärt Schulze. Der ehemalige Inhaber einer Mannheimer Werbeagentur war als Betriebswirt für Zahlen und Zeiten verantwortlich, jetzt ist er selbst der Kreative. „Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich oft eine andere“, meint Schulze und lacht.
Die sich öffnende Tür ist das neu eröffnete Café Susa: Schulze spricht Inhaber Tarik Kababiyik auf die noch leeren Wände an und schlägt ihm vor, diese mit seinen Bildern zu füllen. Kababiyik sagt Ja – und ist laut Schulze ziemlich überrascht, als er mit einem Lieferwagen anrückt: Rund 60 Werke gehören zur Ausstellung „Land & Leute“, die das Susa deckenhoch füllen.
Von Bastelzimmer zum Atelier
In Zukunft dürfte man noch mehr von Frank Schulze zu sehen bekommen. Nicht als Rentner, sondern lieber als „freischaffender Hausmann“, wie sich der Vater von drei erwachsenen Kindern bezeichnet, der schon Eroberungspläne für die nächsten Zimmer schmiedet: Aus dem Bastelzimmer im Keller ist inzwischen ein Atelier geworden, ein zweites soll folgen. „Ich fange einfach und habe Bock, irgend etwas zu machen. Das Bild gibt manchmal selbst den Weg vor“, erzählt er. Bei manchen würde es nur Stunden dauern, bis es fertig ist; bei manchen Monate.
Schulze versteckt seine Werke nicht mehr. „Fantasie, verlass mich nie“, ist auf seiner Website zu lesen, und die Freude, die Inspiration und das Staunen sind spürbar beim Gespräch. Doch die kritische Stimme in seinem Inneren ist noch da. Er selbst sieht seine Technik und seine Werke nicht als perfekt an. Manchmal sei er total euphorisch, manchmal gar nicht, sondern sei sogar enttäuscht.
Und dann komme das Bild zurück und sei beim zweiten Betrachten doch plötzlich etwas tolles geworden. Er freut und wundert sich zugleich, dass er jetzt als Künstler wahrgenommen werde. „Ich bin ziemlich ungeduldig. Ich bin nur bei 80 Prozent und könnte es weiter perfektionieren – aber dann will ich lieber noch was Neues ausprobieren.“